3 Fragen an: Yüksel – über Dynamische Tarife und die neue Energiewelt

Im Interview mit energate sprach Yüksel Sirmasac über den Reiz solcher dynamischen Angebote und die vertrieblichen Potenziale solcher Produkte.

Köln (energate) - Energieversorger sind ab dem kommenden Jahr verpflichtet, auch dynamische Stromtarife anzubieten. Die Entwicklung entsprechender Produkte läuft in vielen Unternehmen derzeit auf Hochtouren. energate sprach mit Yüksel Sirmasac, Geschäftsführer von ROCKETHOME eine Lösungsanbieter für digitale und klimafreundliche Immobilien, über den Reiz solcher dynamischen Angebote und die vertrieblichen Potenziale solcher Produkte.  

energate: Herr Sirmasac, das Angebot von dynamischen Tarifen wird ab 2025 für alle Anbieter Pflicht. Warum ist es aus Ihrer Sicht unabhängig von der Verpflichtung ratsam, dass auch etablierte Energieversorger dieses Thema aktiv besetzen?

Sirmasac: Weil es der Einstieg in die Energiewelt von morgen ist: Die Stadtwerke werden aktuell von jungen und finanzstarken Scale-ups wie Tibber, 1Komma5 und Enpal im Non-Commodity-, aber auch im Commodity-Geschäft zum Beispiel mit dynamischen Tarifen, angegriffen. Stadtwerke müssen also ihr Leistungsangebot modernisieren, um diesen Unternehmen und den damit erweckten neuen Kund:innenbedürfnissen etwas entgegenzusetzen. Dabei verschmilzt die alte Commodity-Tarifwelt mit neuen Home-Energy-Angeboten. Die Verknüpfung von PV, Mobilität, Wärmepumpen mit innovativen Tarifen und Energiesparprodukten schafft neue Anreize für Endkund:innen.

Beispielsweise bringen flexible Tarife in Verbindung mit einfach steuerbaren Verbrauchern wie Ladeinfrastruktur oder Wärmepumpen viele Einsparpotenziale, die gegenüber nicht-vernetzten Systemen mehrere Hundert Euro betragen können. Das kann nicht von Stadtwerken in ihren Angeboten ignoriert werden. Aber auch Nutzer:innen von Wohnungen sollten digitale Mehrwert-Services angeboten werden, damit diese wichtige Zielgruppe auch an der Energiewende aktiv teilnehmen kann. Der Einstieg über dynamische Tarife in diese neue Energiewelt ist ideal, um im Wettbewerb Alleinstellungsmerkmale in der Region zu entwickeln.

energate: Welche Möglichkeiten sehen Sie, das Angebot dynamischer Tarife vertrieblich, um attraktive Mehrwertangebote zu erweitern?

Sirmasac: Wir haben dazu eine glasklare Meinung: Im ersten Schritt empfehlen wir, ein zeitgemäßes Home-Energy-Produkt im Commodity-Markt zu platzieren. Denkbar ist die Kombination von (dynamischen) Tarifen mit sogenannten "Energie-Add-ons". Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass in diesem Bereich keine professionelle Installation benötigt wird (Do-it-yourself-Ansatz). Beispiele für solche Energie-Add-ons sind intelligente Thermostate, Strommesser, Balkonkraftwerke oder Smart-Home-Sensorik, die beim Energiesparen helfen.

Als weiteren Schritt sollte man ein HEMS (Home-Energy-Management-Systeme) als Installationsprodukt speziell für Einfamilienhäuser ins Programm aufnehmen. Durch die Vermarktung dieser Energiedienstleistungen, wie Ladeinfrastruktur, Photovoltaik, Wärmepumpe, in Verbindung mit dynamischen Tarifen entstehen signifikante Einsparpotenziale und ein wesentlicher Mehrwert für die Kund:innen. Hier kommt auch den intelligenten Messsystemen beziehungsweise dem Messwesen der Stadtwerke eine wichtige Funktion zu.

energate: Die hohe Wettbewerbsintensität erfordert schnelles Handeln, gleichzeitig ist das regulatorische Umfeld anspruchsvoll. Wie können Stadtwerke in das Geschäftsfeld einsteigen?

Sirmasac:  Wichtig ist, dass die Energieversorgungsunternehmen sich strategisch für diesen Weg entscheiden und überlegen, was ihre spezifischen Stärken und Fähigkeiten in diesem neuen Geschäftsfeld sind. Ausgehend von dieser Analyse sollte überlegt werden, welche Lücken zu schließen sind und welche Partner:innen für diese Strategie noch benötigt werden. Im Markt gibt es mittlerweile viele Anbieter:innen, die passgenaue Lösungen und die notwendigen Kompetenzen zur Verfügung stellen können. Wir sind der festen Meinung, dass die aktuelle Situation eine Chance darstellt und beherzt angegangen zu einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung führen wird.

Die Fragen stellte Rouben Bathke.

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Gepostet am
19.02.2024
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